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Mensch sein oder wie werde ich glücklich

  • Autorenbild: Jessica Abraham
    Jessica Abraham
  • 20. Okt. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 17. Jan. 2023

Das Nachdenken über den Menschen ist eine uralte Suche nach Antworten. Eine dieser großen Fragen lautet: Wer bin ich? Ich bin in diese Welt hineingeboren, ich existiere, ich bin da. Aber als einziges Lebewesen, das sich den neu aufkommenden Fragen immer wieder stellt, versucht er sein Sosein zu erklären. Der Mensch ist denkendes Wesen. Er reagiert nicht nur reflexartig, sondern er handelt bewusst in die Zukunft hinein. Er fragt sich: Wer will ich zukünftig sein?

Jeder Mensch muss für sich selber herausfinden, wer er ist, gemäß einer sehr alten und berühmten Inschrift, die auf einer Säule des Apollotempels in Delphi stand und lautete:

„Γνῶθι σαυτόν”:

Übersetzt heißt es: „Erkenne dich selbst!“ Die antiken Besucher sollten beim Betreten des Tempels darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie nur ein Menschen seien und nicht sich selbst über Gott erhöhen sollten. Viele griechische Philosophen der antiken Welt dachten über diesen Spruch nach. „Erkenne dich selbst!“, ist eine Aufforderung, die an mich gerichtet ist und mich so herausfordert, in mich selbst zu gehen und mein Innenleben auszuforschen. Erst dann erkenne ich, wer bin ich?

Es ist zu einfach gemacht, wenn die Antwort lautet: ein Mensch. Und dann muss ich meines Erachtens abklären, was ein Mensch ist. Immanuel Kant (1724 – 1804), ein Philosoph der Aufklärung, brachte dieses in einige Fragen zum Ausdruck, als er die ersten drei großen Fragen "Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?" auf eine weitere Frage "Was ist der Mensch?" zusammenfasste (vgl. Kant, 1800/1983). Es geht schließlich um das Wesen des Menschen.


Ich gehe noch einmal in die Antike zurück. Platon berichtet in seinem Dialog theaitetos, was Protagoras zum Ausdruck brachte:

„Παντον χρηµατων µετρον εστιν αντηροοποσ τον µεν οντον οσ εστιν τον δε ουκ οντον οσ ουκ εστιν.“ (Theät. 152a)

Auf Deutsch kann ich es so übersetzen: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge, der Seienden, dass (wie) sie sind, der Nichtseienden, dass (wie) sie nicht sind.“

Meine Wahrnehmung zu den Dingen in der Welt ist in der allgemeinen Betrachtung anders, wie die der anderen Menschen, der diese gleichen Dingen wahrnehmen, insbesondere dann, wird meine Wahrnehmung relativiert, in was für einem Zustand ich mich befinde, so zum Beispiel: wenn ich Fieber bekomme, wird es mir wärmer vorkommen, als das, was die eigentliche Umgebungstemperatur mir sagen müsste.

Wenn ich in mich gehe, um mich zu erkennen, dann beobachte ich mich selber. Ich kann mir die Fragen erlauben: Wie komme ich mit meinem Leben zurecht. Was fällt es mir leicht oder fällt es mir schwer? Wo liegen meine Interessen? Habe ich Hobbys?

Ich muss etwas Besonderes wahrnehmen können: eine Stimme, die zu mir spricht. Ohne darüber nachzudenken, trete ich täglich mit ihr in Verbindung. Sokrates (470-399 v. Chr.) beschäftigte sich mit den Menschen. Er regte die Menschen dazu an, für sich selbst zu sorgen. Sokrates nannte in der Apologie die innere Stimme "Daimonion"; es ist für ihn eine „göttlichen Stimme.


„(...) mir etwas Göttliches, etwas Dämonisches zu widerfahren pflegt (...). Mir wird dies seit meiner Jugend zuteil: eine Stimme, die zu mir spricht, die mir, sooft sie spricht, stets von dem abrät, was ich gerade zu tun beabsichtige, und die sich niemals zuratend vernehmen läßt. Diese Stimme ist´s, die mich davon abhält, Politik zu treiben – und mit gutem Grund, glaube ich, hält sie mich davon ab.“ (Platon, 1996, 31 c-e)


Diese innere Stimme kann als Gewissen gedeutet werden, eine Art Kontaktstelle, die tief in meinem Unbewusstsein hineinreicht, um somit dort auf das in mir gespeicherte Wissen aufmerksam zu machen und mich letztendlich vor falschen Handlungen warnt. Wenn ich also in mich gehe – und dass bringt auch das zum Ausdruck, was bereits Sokrates wollte - meinem Gewissen folge, dann tue ich mir selbst etwas Gutes und bringe mich meinem eigenen Lebensglück (eudaimonia) etwas näher. Auch Aristoteles sprach davon, dass jeder Mensch so handelt, um glücklicher zu werden.

Freud (1856 – 1939), der Begründer der Psychoanalyse, brachte wie die griechischen Philosophen zum Ausdruck, dass die Menschen nach Glück streben:


„... sie streben nach dem Glück, sie wollen glücklich werden und so bleiben.“ (Freud, 1930/2003 Das Unbehagen in der Kultur)


Weiter heißt es:


„Dies Streben hat zwei Seiten, ein positives und ein negatives Ziel, es will einerseits die Abwesenheit von Schmerz und Unlust, anderseits das Erleben starker Lustgefühle.“ (Freud, 1930/2003, Das Unbehagen in der Kultur)



Literatur:


Platon (1996). Apologie des Sokrates/Kriton. Stuttgart: Reclam.

Kant, Immanuel (1800/1983). Schriften zur Metaphysik und Logik (5. Aufl.). Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. S. 25.

Freud, Sigmund (1930/2003). Das Unbehagen in der Kultur (8. Aufl.). Frankfurt a. M.: Fischer. S. 42/43


 
 
 

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